Als Gruppengesellschaft der 1999 gegründeten Swiss Prime Site entwickelt Swiss Prime Site Solutions massgeschneiderte Dienstleistungen und Anlageprodukte für Kunden im Immobiliensektor. CEO Anastasius Tschopp über die Entwicklung des Unternehmens, ein möglichst breites Produktportfolio und die Bedeutung gewerblicher Immobilien.
Herr Tschopp, wie wichtig sind neue oder innovative Lösungen, um die Attraktivität von Immobilienprodukten zu sichern oder sogar noch zu steigern?
Innovation ist auch in der Immobilienbranche wichtig. Obwohl erwähnt werden sollte, dass Immobilienprodukte schon immer Innovationen mit sich brachten. Mit innovativen Produkten können Sie sich am Markt diversifizieren und eventuell sogar eine Mehrrendite dadurch generieren.
Sie werben sowohl für individuelle Lösungen, aber auch für Weitsicht.
Einerseits müssen Sie wissen, welche Branchen und Nutzungen im Kommen sind, andererseits müssen Immobilienflächen langfristig gemäss den aktuellen Bauvorgaben und Bauzonenordnungen geplant werden. Eine grössere Flexibilität bei der Flächennutzung ist aktuell oftmals gewünscht, jedoch aus verschiedenen Gründen nicht immer umsetzbar. Das Büro der Zukunft braucht gleich viel oder sogar mehr Fläche, denn wenn heute alle Mitarbeitenden im Unternehmen zusammenkommen, brauchen sie Meeting-Räume und Arbeitsplätze, die den Teamgedanken und die Unternehmenskultur stärken. Homeoffice ist und war schon lange ein Thema und wird in vielen Unternehmen seit Jahren, auch schon vor der Pandemie, umgesetzt. Diese Kultur, die vor Ort gelebt wird, treibt ein Unternehmen entscheidend an oder macht sogar den eigentlichen Erfolg aus. Umfrageergebnisse und die Leerstandsreduktionen aus den letzten Jahren zeigen deutlich, dass gleich viel oder sogar mehr Flächen gebraucht werden.
Wie hat sich Swiss Prime Site Solutions in den letzten Jahren entwickelt?
Swiss Prime Site Solutions wurde 2017 mit ein paar wenigen Mitarbeitenden gegründet. Beim Start verwalteten wir die Swiss Prime Anlagestiftung mit rund CHF 1.4 Mrd. sowie Beratungsmandate von Pensionskassen. 2021 haben wir das Asset Management Unternehmen Akara gekauft und somit den Akara Diversity PK Fonds übernommen. Im selben Jahr haben wir den kommerziellen Fonds Swiss Prime Site Solutions Investment Fund Commercial lanciert und wuchsen auf 80 Personen und Assets under Management im Wert von acht Milliarden Franken. In den letzten zwei Jahren sind wir weiter stark gewachsen – organisch und auch durch die im April 2024 vollzogene Akquisition von Fundamenta mit gemanagtem Immobilienvermögen in der Schweiz und Deutschland. Wir konnten unsere Produktpalette stark erweitern und sind nun sehr breit aufgestellt mit rund 130 Mitarbeitenden und einer umfassenden Expertise beim Wohnen und bei kommerziellen Flächen. Mit unserem 360-Grad-Management-Ansatz, der sämtliche Aspekte abdeckt, betreuen wir Assets under Management im Wert von CHF 12.8 Milliarden Franken. Dies als unabhängiger Asset Manager der kein eigenes Vermögensbuch hat.
Auch dank dieses starken Anstiegs der Assets under Management haben Sie mittlerweile 130 Mitarbeitende.
Wichtig ist uns, für jeden Investor eine passende und gewinnversprechende Lösung zu haben. Wir wollen eine Immobilienplattform für alle Investoren sein. Dabei gehen wir auch auf individuelle Kundenwünsche ein und haben mit unserer Produktepalette eine Vielzahl von Möglichkeiten, die von 100 % Kommerziell bis hin zu 100% Wohnen reicht.
«Mit innovativen Produkten können Sie sich am Markt diversifizieren und eventuell sogar eine Mehrrendite dadurch generieren.»
Wie wichtig waren die jüngsten Zukäufe der Akara-Gruppe und der schweizerisch-deutschen Vermögensverwalterin Fundamenta?
Wichtig ist und bleibt, dass die Produkte, die wir anbieten, gut performen. Mit unseren 120 Mitarbeitenden in der Schweiz können wir unsere erweiterte Produktpalette optimal weiterentwickeln. Wir sind stabil in der Organisation, fördern Talente und schaffen so Innovationen, die für uns und unsere Kundinnen und Kunden wichtig sind. Mit modernen Analysetools lassen sich die Potenziale der Liegenschaften durch Kennzahlen schneller und verlässlicher bewerten, was auch der Nachhaltigkeit zugutekommt: Ist bei einer Liegenschaft Fernwärme möglich? Wie sieht der CO2-Absenkpfad für eine Liegenschaft aus? Gleichzeitig lässt sich so auch die Performance verlässlich und transparent überprüfen: Wie entwickelt sich das Portfolio? Was kann zur weiteren Optimierung getan werden?
Kann man sagen, dass der der Appetit auf Immobilien sowohl bei institutionellen und privaten Kunden wieder steigt? Wie entwickelt sich der Wohn- respektive kommerzielle Markt?
Wir erleben in der Schweiz aktuell eine hohe Zuwanderung bei gleichzeitig hoher Beschäftigung. Verdichtung ist fast nirgends mehr möglich, da es überall Einsprachen gibt, ganz nach dem Motto «Not in my backyard». Es wurde in den letzten Jahren eindeutig zu wenig gebaut und dieser Trend hält an. Wir erleben auch auf dem kommerziellen Markt einen tiefen Leerstand, wenn wir unsere Produkte betrachten. Sie dürfen nicht vergessen, dass beispielsweise Logistiker aber auch Handwerksunternehmen und viele andere Branchen weiterhin zunehmend Produktions- oder Lagerflächen benötigen. Nicht alles lässt sich virtuell im Netz lösen. Ein Plattenlegerbetrieb wird zum Beispiel immer ein Magazin zum Lagern brauchen. Wir brauchen deshalb weiterhin einen attraktiven Gebäudepark, welcher mit der Infrastruktur und der Bevölkerung mitwächst. Um die A- und B-Städte müssen neue kommerzielle Flächen entstehen. Allgemein sehe ich, dass der kommerzielle Gebäudepark viel zu wenig beachtet wird. Das Renditerisiko wird bei diesen Flächen meiner Meinung nach viel zu hoch bewertet. Sie haben für diese Investments im Vergleich zu Wohnimmobilien sicher kein doppeltes Risiko. In der Schweiz wird nicht nur gewohnt, sondern auch gelebt, konsumiert, produziert und gearbeitet.
Merken Sie, dass sich in den Premiumlagen der Innenstädte die Nachfrage ändert? Wo gibt es Opportunitäten, die momentan zu wenig beachtet werden?
Die Toplagen waren und sind weiter sehr gefragt. Die Marktdynamik hat wieder angezogen, es wird wieder deutlich mehr gekauft und verkauft. Nach den Jahren, in denen vor allem Private Equities und Family Offices dominierten, kommen nun auch die institutionellen Anleger zurück auf den Immobilienmarkt. Und eins ist klar: Wenn wir in der Schweiz wieder mehr bauen wollen, brauchen wir die institutionellen Anleger.